„Siniweln“ – Rundholzzimmern mit dem Senklot. Pilotkurs in Altaussee
Der österreichweit erste Pilotkurs zur Handwerkskunst des „Siniweln“ fand vom 27. bis 29. August 2025 in Altaussee statt. Fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tirol, Nieder- und Oberösterreich trafen bei der Zimmerei der Firma Hu-Bau, Bau- und Zimmermeister Hubert Unterberger am Areal des Bauernhofes der Familie Pichler (vulgo Schaffer) in Lichtersberg 16 zusammen.
Eine Blockhütte aus Rundholz ist ein geniales Ding, das „URHAUS unserer Wälder“. Blockhäuser sind besondere Blickfänger in der Landschaft. Ihre urwüchsige Machart aus gelegten Baumstämmen strahlt eine innige Naturverbundenheit aus. In waldreichen Regionen der Erde bilden Blockhütten seit der Bronzezeit die ursprünglichsten Häuser der Menschheit und waren in Europa, speziell im Alpen- und Karpatenraum und Skandinavien weit verbreitet.
Das Handwerk des „Rundholz-Blockbaues“ ist in Österreich schriftlich seit dem Hochmittelalter belegt, doch um vieles älter. Schon die Kelten am Hallstätter Salzberg verstanden es vor 3000 Jahren, ihre Bergknappenhütten aus Rundhölzern zu zimmern und mit Holzschindeln zu decken, wie der Archäologe Dr. Hans Reschreiter berichtete. Erst durch die Beherrschung der Technik des Blockbaues wurde ein siedlungsmäßiges Vordringen des Menschen in die kalten Alpentäler mit langen Wintern möglich. Mit dieser Sesshaftwerdung bildeten sich die Berufsstände der Holzknechte und Zimmerleute aus den Siedlergruppen heran.
Siniweln, aufminern, beniweln
Das Rundholzzimmern wird in Fachkreisen als „siniweln“ (Gröbming, Obertraun), „aufminern“ (Gosau) oder „beniweln“ (Bad Mitterndorf) bezeichnet. Der Begriff „sinewel“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „was sich wälzen lässt“ bzw. was „rund“ ist. So ragt ein nur mühsam zu erreichender Berg mit hoher Felswand und markanter, abgerundeter Gipfelform in Grundlsee in den Himmel, der von den Einheimischen als „Siniweler“ bezeichnet wird.
Bis heute ist dieses Handwerk bei baulich einfach gehaltenen Gebäuden (zb.: Heustadel, Holzknechtstuben, Almhütten) oder Hangsicherungen mit „Krainerwänden“ in Verwendung. Für das fundamentale Aushacken der Rundkerben in die Rundhölzer wird ein Senklot (sg. Glanklmodel) verwendet. Dieser kleine Metallkegel an einer dünnen Schnur, die am originellen Reißwerkzeug, dem gebogenen Augspross eines Hirschgeweihes befestigt wird, verleiht dieser Handwerkstechnik ihre Besonderheit.
Ökologische Bauweise
Die prägende Handwerkskunst weist einige Vorteile auf: Verwendung heimischer Nadelhölzer als naturnaher und umweltfreundlicher Baustoff, markante Baudenkmäler, niedrige Baukosten, kurze Transportwege, lange Nutzungsdauer, einfache Erzeugung am Bauort (kein Sägewerk notwendig) und gute Wirtschaftlichkeit. Diese ökologische Bauweise hat seit den 1990er-Jahren mit der industriellen Vorfertigung (computergesteuerte CNC-Holzfräsen) und der zeitsparenden kanadischen Rundholz-Zimmerungstechnik mit „Logscribern“ zu konkurrieren.
Dagegen ankämpfend gibt es für deren Erhaltung nun neue Initiativen. Dieses uralte Kulturerbe der Vorfahren wurde von der UNESCO-Kommission entsprechend gewürdigt und 2024 in die nationale Liste aufgenommen. Daraus entstand für den Initator DI Ellmauer gleichzeitig das Vermächtnis einer fachkundigen Weitergabe des gefährdeten Handwerkswissens an die jüngere Generation, wie z.B. durch die gemeinsame Arbeit an einer rundgezimmerten Hütte.
Pilotkurs mit fünf jungen Zimmerleuten
Ermöglicht wurde dieses Ziel durch den renommierten Baumeister Hubert Unterberger mit seinem Zimmereibetrieb in Altaussee in Form eines österreich-weiten Pilotkurses Ende August 2025, an dem 5 junge Zimmerleute teilnahmen. Unter der Aufsicht des erfahrenen Zimmeres Richard Neubacher und des Alm- und Waldtrainers Siegi Ellmauer wurden 3 Tage lange mit viel Begeisterung alle Arbeitsschritte bei der Entstehung einer „runden“ Blockhütte praktisch durchgeführt – getreu dem Motto der Firma Hu-Bau „aus Liebe zum Handwerk“! Das Wissen wurde mit Vorträgen und alten Fachbüchern zu diesem Kulturerbe der Menschheit vertieft. Zur Weiterführung der Initiative wurde nun der Bund der „Siniweler im Alpenraum“ mit dem Leitsatz „Bock auf Block“ gegründet.
Auch wird die Erhaltung dieses alten Handwerks vom Verein „Forst- und Kultur-Service“ (www.forst-und-kultur.at) und dem „Alm- und Walderbebund Traungau-AUSTRIA“ aktiv unterstützt. Interessierte können sich bei Herrn Unterberger unter 0664-88252374 oder bei Herrn Ellmauer unter 0664 4684843 melden.
Beitrag und Bilder: DI Siegfried Ellmauer, Spital am Pyhrn, 3. September 2025
























